Aloha, hier der dritte und letzte Teil zu "Steinen in Irland".
Vor
unserer Reise habe ich im Internet verschiedene Dolmen samt Koordinaten
herausgesucht, damit man sie gleich ins Navi eingeben und die Fahrt
entsprechend planen konnte. Anfangs fand Freund es etwas blöd, dass wir
"so viele Steine angucken" und angeblich sonst so wenig Abwechslung im
Programm sei. Daraufhin wurden einige weiter von der Route entfernt
liegende Dolmen (und stehende Steine, und ein Steinkreis) wieder von der
Liste gestrichen.
Dolmen am Lough Gur
Der
erste Dolmen den wir sahen war dann auch etwas... naja, unansehnlich
will ich jetzt mal nicht sagen, aber zumindest handelte es sich nicht
unbedingt um ein Prachtexemplar. In der Nähe des Sees Lough Gur stand
dieser Dolmen, in dem im 19. Jahrhundert wohl eine alte Frau lebte.
Freund war nicht überzeugt und hibbelte dem nächsten Dolmen deutlich
weniger intensiv entgegen als ich.
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Brownshill Dolmen Der zweite Dolmen auf der Liste war der Brownshill Dolmen nahe Carlow. Schon von der Straße aus war in einiger Entfernung ein Koloss auf einer Wiese mit niedlichen kleinen weißen Blümchen zu sehen. Die Sonne war kurz vor dem Untergehen und warf ein goldenes, warmes Licht auf den Dolmen.
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Die Form war etwas außergewöhnlich: Die Deckplatte liegt nur an zwei
Portalsteinen vorn und auf einem sehr niedrigen Stein an der Rückseite
auf. Daher sieht es eher aus wie ein Schrägdach. Zwischen den
Portalsteinen steht noch ein Türstein. Zum Bau gibt es mehrere Theorien. Möglicherweise wurden unter den bereits schief liegenden Deckstein nacheinander Löcher gegraben, in welche die drei Tragsteine gesteckt wurden, danach wurde das Erdreich unter dem Stein entfernt. |
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Vielleicht wurde der Deckstein auch über eine Erdrampe auf die aufgestellten Tragsteine geschoben - so hätte ich es wohl
gemacht (als steinzeitliche Projektleitung natürlich, nicht allein mit
meinem Kampfgewicht von knapp 0,5 Promille des Steingewichtes!). Eine
weitere, etwas kompliziertere Möglichkeit wäre das Hochhebeln des Steins und Auffüllen des
entstehenden Hohlraums, bis die drei Tragsteine eingesetzt werden
können. Wie auch bei Newgrange hatten die Erbauenden bei den meisten Dolmen noch keine metallischen Werkzeuge. |
Von einem Erd- oder Steinhügel, wie er über viele Dolmen gelegt wurde, konnten beim Brownshill Dolmen keine Spuren gefunden werden. Ein etwas links von den Portalsteinen stehender großer Stein könnte aber darauf hindeuten, dass der Dolmen möglicherweise noch eine Art Vorbau wie einen kleinen Steinkreis gehabt hatte. Besonders spannend fand ich, dass an diesem Dolmen noch keine Ausgrabungen stattfanden. Sogesehen weiß man noch nicht einmal wirklich, ob er denn überhaupt ein Grab ist - dieser Schluss wurde nur aufgrund von Ausgrabungen an anderen Dolmen gezogen. |
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Haroldstown Dolmen Die Sonne ging langsam unter und wir kamen in Bedrängnis - ziemlich genau Punkt 19 Uhr wurde es zu dunkel zum fotografieren. Wenige Minuten vorher schafften wir es dank genauer GPS-Koordinaten, den Haroldstown Dolmen zu erreichen. Leider lag er nahe einer Kurve der Landstraße, die von beiden Seiten mit hohen Steinmauern verbaut war. Ein paar Meter weiter ließ es sich an der Einfahrt einer Weide ganz gut parken und auf die Wiese gelangen und wir konnten noch ganz fix im Halbdustern den Dolmen betrachten. Hier die paar Fotos, die ich irgendwie mit der Belichtung noch gut hinbekommen habe: |
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Der Haroldstown Dolmen gilt als einer der
schönsten Irlands. Zwei Decksteine liegen auf ehemals 10 Steinen auf,
von denen einige inzwischen umgestürzt sind. Im 19. Jahrhundert lebte
sogar eine ganze Familie darin, nun nutzt wohl das Vieh den Dolmen als
Unterschlupf.
Freund wurde dann noch ein echter Fan von Dolmen. Schließlich wollte er sogar einen eigenen Dolmen als Grabmal haben:
"Warum baut sich eigentlich heute keiner mehr so ein Dolmengrab? Ich find das cool. Ich will so eins."
"Das geht aber net aufm katholischen Friedhof. Und ich glaub in Friedwäldern erlauben die das auch nicht."
"Dann bauen wir das später bei uns in den Garten! Oder ich kauf ein Feld."
"Man kann aber nicht einfach die Urne oder Asche irgendwo verscharren. Das ist ganz mies geregelt in Deutschland..."
"Ach menno..."
Das
ganze beschäftigte ihn offenbar weiter, denn einige Tage & Steine
später (übrigens immer wieder mit der Nachfrage "Wann kommen wir wieder
an einem Dolmen vorbei?") hatte er eine Notlösung parat:
"Ich weiß jetzt wie wir das machen. Unter den Dolmen kommt einfach eine Hinweistafel."
"Dass du wegen der bescheuerten Gesetzeslage nicht unter deinem Dolmen bestattet werden durftest?"
"Genau."
"Dann
kannst du da auch Koordinaten zum eigentlichen Grab angeben. Dann
müssen wir nur noch hoffen, dass die Standsicherheitsnachweise für die
Deckplatte alle erbracht werden können. Da braucht man bestimmt ne
Baugenehmigung."
"Das musst du machen, du bist Bauingenieur... Aber wie kriegen wir die Steine so da hin? Muss ja nicht so groß sein."
"Da mieten wir nen Gabelstapler. Ich wollte sowieso einen Steinkreis im Garten haben, das kann man dann gleich zusammen bauen."
"Hat Amazon eigentlich Megalithen?"
Bei
der Info, dass auch in der Lüneburger Heide in Deutschland ein Dolmen
steht, wurde Freund ziemlich hibbelig. Anscheinend müssen wir dort mal
einen Kurztrip hin machen
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Schöne Fotos. Irgendwann muss ich da auch nochmal hin.
AntwortenLöschenZu der Theorie mit dem Löcher buddeln und dann die Tragsteine unter den Deckstein stellen (Brownshill Dolmen):
Ich glaube nicht dass das funktioniert hätte. Im Normalfall wurden schon zuerst die Tragsteine aufgestellt (in den anstehenden Boden eingetieft) und auf ein Fundament aus kleineren Steinen gestellt, das die Steine etwas gegen absinken und zur Seite wandern schützte.
Ich weiß, das steht so bei Wikipedia ;)
Ja das stell ich mir auch als eher umständlich vor, stand aber so als Möglichkeit auf der Infotafel beim Dolmen... Ich find es schon eher unwahrscheinlich, weil der Deckstein dazu auch auf einem Hügelchen in der ansonsten platten, steinlosen Landschaft hätte liegen müssen.
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