Moin moin, dieses Jahr haben wir eine kurze Tour durch Dänemark und die schwedische Westküste hoch gemacht. In unchronologischer Reihenfolge, einfach weil ich es am schönsten fand, hier ein kurzer Überblick über zwei tolle Ausflugsziele in Lejre bei Dänemark. Lejre liegt etwas südlich von Roskilde bzw. westlich von Kopenhagen und wir wären fast ahnungslos durchgefahren, wenn ich nicht durch Zufall im Waschhäuschen eines Campingplatzes in einem Prospekt ein winzelig kleines Bild vom Ganggrab Øm Jættestue entdeckt hätte. Im Nachhinein muss ich sagen, das war die mit Abstand schönste Ecke von Dänemark, die wir gesehen haben! |
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Lejre ist quasi die dänische Variante vom Brú na Bóinne, nur nicht ganz so alt. Nach dem altenglischen Heldenlied Beowulf hatte hier das erste dänische Königsgeschlecht der Skjoldunger ihren Sitz. Obwohl diese vermutlich nur eine Legende sind, geht man doch davon aus, dass hier einst ein Königssitz war, unter anderem wegen Überresten von großen Hallengebäuden. Lejre schien über oder in verschiedenen Zeiten sehr bedeutend gewesen zu sein; man findet dort unter anderem jungsteinzeitliche Grabanlagen, eisenzeitliche Hügelgräber und Schiffssetzungen... |
Unser erster Stopp war das besagte Ganggrab Øm Jættestue. Leider ohne Anfahrtsbeschreibung, und unser Navi kannte es auch nicht. Aber Dänemark ist ja übersichtlich, und so fuhren wir einfach erstmal nach Øm und dort durch nach Nordwesten Richtung Gammel Lejre, und schwupps bretterte Freund auch schon direkt am Hinweisschild zum Grab vorbei... Das Schild ist auch schon der einzige Hinweis, den man von der Landstraße aus sieht, denn ein Touri-Hotspot scheint es nicht zu sein. Zwei Infotafeln wurden angebracht, ansonsten steht das Grab offen und ist einfach zugänglich. |
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Øm Jættestue ist etwas mehr als 5.000 Jahre alt (also etwa wie Newgrange) und eines der größten und am besten erhaltenen Ganggräber in Dänemark. Entdeckt wurde es 1932 durch Zufall bei einer Pause während der Kartoffelernte. |
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Funde von Grabbeigaben aus Kupfer und Urnen an der Außenseite des Hügels lassen darauf schließen, dass das Grab bis etwa 700 v.u.Z., also etwa 2400 Jahre nach seiner Errichtung immer wieder für Bestattungen genutzt wurde. Als Bauingenieur kann man von so einer Nutzungsdauer nur fasziniert sein!
Nach dem Ganggrab machten wir einen kleinen Zeitsprung und besuchten die eisenzeitlichen Schiffssetzungen und Hügelgräber bei Gammel Lejre. Schiffssetzungen sind keine tatsächlichen vergrabenen Schiffe, sondern Steinsetzungen in Form eines Bootes - quasi ovale Steinkreise. Sie befinden sich um Gräberfelder und stammen meist aus der Bronze- oder Eisenzeit. |
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Es existieren heute noch Reste von zwei Schiffssetzungen in Gammel Lejre, die wir gefunden haben. Eine davon besteht aus nur noch 5 Steinen und ist beim besten Willen nicht mehr als schiffsförmig zu erkennen. Bei der anderen, früher fast 100 m langen konnte man oben vom Grabhügel aus betrachtet die frühere Form noch ganz gut nachvollziehen. Man vermutet, dass die Schiffssymbolik den Toten helfen sollte, in das Totenreich zu gelangen. Nicht nötig hatten das offenbar einige fürstliche Personen, die in vier umliegenden Grabhügeln bestattet wurden. Im Grabhügel Grydehøj von 650, den ihr auf dem obigen Bild seht, wurden Überreste einer verbrannten Person, geschmolzenes Gold und Bronze sowie Überreste diverser geopferter Tiere gefunden. Das fand ich im Vergleich zu dem umliegenden Gräberfeld besonders interessant, weil dort die Toten anscheinend unverbrannt bestattet wurden - leider gaben die Infoschilder keine genauere Datierung als "Eisenzeit" für die Schiffssetzungen an (für die Bestattungen darin überhaupt nicht), und das ist ja ein sehr dehnbarer Begriff (die ging in Dänemark etwa von 500 v.u.Z. bis 1050 n.u.Z.). |
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Bis 1800 sollen es übrigens noch vier weitestgehend komplette Schiffssetzungen in Lejre gewesen sein. Freund und ich grübelten, wer denn da bitteschön die Steine weggemopst hat und wozu überhaupt - dicke Steine gibt es doch auf Seeland genug. Wirklich schade drum, aber vielleicht war das ja auch einfach wieder ein wütender Landwirt wie der, der damals den Steinkreis bei Darmstadt demoliert hat... |
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