7. Günstiges, Abzocke und nette Einheimische
Auch zur Freizeitgestaltung im Urlaub kann man in Island ein Vermögen hinblättern. Erfreudlicherweise ist aber die Natur fast immer kostenlos: Solfatarenfelder, Dimmuborgir, Thingvellir, die Wasserfälle und eigentlich alles, was wir gesehen haben, kostete weder Eintritt noch Parkgebühr (was besonders erfreulich ist, wenn man es von Irland schon gewohnt war für jeden Erdhubbel 3 € pro Nase zu bezahlen). Bei vielen der kostenlosen Parkplätze gab es sogar kostenlose Toiletten (außer bei Thingvellir). Trotzdem stehen überall Campingtische und ausführlich und liebevoll gestaltete Infotafeln herum und Holzbohlen mit Geländer bieten sichere Wege.
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Typisch für Island: Campingtische irgendwo im Nirgendwo... |
Ansonsten gibt es z.B. folgende Touriangebote (Preise Stand Sommer 2015):
- Phallusmuseum in Reykjavík (8 €, recht klein, aber wann bekommt man schonmal die Gelegenheit sich neben einem Pottwal-Schniepel zu fotografieren)
- Tour im Schlauchboot auf dem Gletschersee Jökullsárlón (ca. 35 € für 30 - 45 Minuten)
- Thermalbad "Blue Lagoon" (50 € - Alternative wenn man bis dahin kommt: "Mývatn Nature Bath", ist etwas kleiner, deutlich weniger überfüllt, hat praktisch das gleiche Wasser und kostet nur die Hälfte)
- Gletscherwanderungen (ab ca. 60 €)
- Whalewatching (von Húsavík aus ab ca. 65 €)
- Reitausflüge (ca. 60 € für 2-3 Stunden)
- Schnorcheln in der Sifra-Spalte (120 €), wer richtig tauchen möchte zahlt 280 €
- falls jemand so richtig Schotter loswerden will, gibt es Helikoptertouren über Krater und Gletscher zwischen 300 und 2.200 € pro Person...
Wir haben das Whalewatching mitgemacht und zumindest ein Stück Rücken vom Buckelwal und diverse Delfine gesehen. Die 4 Stunden hätte man auch besser nutzen können, aber ist halt auch Glückssache. Zumindest gab es Kakao und Kekse auf der Rückfahrt und das kleine Holzfischerboot auf dem Ozean war ja für sich auch schon ein Erlebnis (allerdings nix für Leute mit schwachem Magen). Durch das Unterstützen von Whalewatching hilft man übrigens auch, den Walfang zu bekämpfen - denn seit die Touris Geld fürs Beobachten einbringen, steigt das Interesse am Erhalt der Wale.
Menschen in Island sind recht geschäftstüchtig... so hat ein Landwirt, dessen Hof unterhalb des Eyjafjallajökulls liegt, den Vulkanausbruch 2010 genutzt, um Fotos und Videoaufnahmen zu machen. Danach baute er einen Geräteschuppen nahe der Straße in ein "Visitorcenter" um. Herumliegende Asche wurde noch fix eingesammelt und in Gläschen gefüllt, die für 10 € das Stück verkauft werden... Museen werden anscheinend generell gern gegründet, oft von Privatpersonen, die eine Sammlung von irgendwas haben, beispielsweise besagte Phalli. Heimatmuseen wie das in Skógar sind zwar winzelig klein, haben aber oft sehr kuriose Dinge, lustige Geschichten und liebenswürdige Mitarbeitende. Wir sind absolute Fans solcher Museen! Auch sehr schön war ein Troll- & Elfenmuseum in Stokkseyri, in dem ganze Höhlen inklusive Wasserfällen und riesigem schnarchenden Troll liebevoll selbstgebastelt wurden.
Was man aber mal betonen muss: die Isländer*innen waren eigentlich ausnahmslos nett, freundlich, großzügig und hilfsbereit! Eines Nachts gegen ein Uhr strandeten wir auf einem Campingplatz und schliefen dort im Auto (hierzu angemerkt: sämtlicher Dreck und Müll scheint sich in Island auf die sanitären Einrichtungen von Campingplätzen und auf unsere airbnb-Unterkunft in Reykjavík zu konzentrieren - sofern man diese Orte meidet, kann man also wunderbar gepflegte Städtchen und saubere Natur genießen). Am nächsten Morgen wollten wir weiterfahren und bezahlen, aber im Rezeptionshüttchen war niemand. Aufgrund des starken Sturms versuchten wir auch nicht, die Geldscheine irgendwie an die Tür zu klemmen oder so, sondern schrieben eine Mail mit Bitte um Bankdaten, damit wir das überweisen konnten (war glaube ich irgendwas um die 20 €). Am Abend erhielten wir die Antwort wir bräuchten nicht zahlen, das sei schon ok, man wünsche uns einen schönen Resturlaub und gutes Wetter.
Im Phallusmuseum wollte Freund gern zwei Postkarten kaufen und fragte nach dem Preis. Wir hatten unser Bargeld schon bis auf wenige Kronen ausgegeben und das Restgeld reichte gerade für eine Karte - man schenkte ihm die zweite und wünschte uns noch einen schönen Resturlaub und gutes Wetter.
Am Kerið stand eigentlich ein Hüttchen für Eintritt, da der Krater auf einem Privatgrundstück liegt (200 Kronen, also ca. 1,40 € bzw. soviel wie einmal strullern am Thingvellir oder heiß baden in einem kleinen privaten Hotpot in Húsavík). Als wir kamen und gerade nach unserem Geld griffen, schob der Isländer im Hüttchen sein Kassierfenster zu und winkte uns lächelnd durch...
So... das war es zum Thema Island. Für dieses Mal, zumindest, denn ich möchte unbedingt wieder hin... Es ist ein wunderschönes und sehr abwechslungsreiches Land. Die ganze Reise war ein absoluter Traum, von dem Moment als beim Anflug einzelne Bergspitzen durch die Wolkendecke brachen bis zu dem letzten Stück von Island, das ich sah - den
Vatnajökull in einem Meer von Wolken. Dabei hab ich übrigens Valravn mit "Kraka" gehört, was irgendwie perfekt passte.
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Ein letzter Blick, bevor das Land der Asen, Trolle und Elfen wieder in den Wolken verschwindet... |
...beim Abflug gegen Mitternacht hatten wir übrigens seit 11 Tagen das erste mal wieder etwas, das halbwegs nach Sonnenuntergang aussah - bedingt durch die südliche Lage des Flughafens und die starke Bewölkung. Allerdings hielt dies nicht lange vor, da wir dem Tag entgegen flogen - die inzwischen doch ziemlich vermisste Nacht kam dann erst wieder am Abend in Deutschland. |